Nun wird der Herbstwald zu einer golden leuchtenden Farbenpracht, die jeden Tag mehr verblasst. Die Blätter fallen bei jedem Windstoss. Noch sind die Temperaturen angenehm warm (fast überdurchschnittlich) und auch Fliegen, Mücken und andere Insekten wissen das zu schätzen. So wird man bei der Arbeit draussen dauernd “umschwärmt”.
Am vergangenen Wochenende haben wir es dank unseren Freunden nun doch noch auf den Berg geschafft. Die Aussicht ist mächtig!
Man sieht über die Cariboo-Mountains bis zu den Rocky Mountains in der Nähe von Jasper (die schneebedeckten Berge in der Ferne).
Leider ist auch die Aussicht auf die verbrannten Wälder gut sichtbar und weniger überwältigend.
Die braunen Flächen stammen von den grossen Waldbränden im Jahr 2018. Nur noch Teile des Waldes sind nutzbar oder lebendig. Es wird Jahre dauern, bis sich der Wald erholt hat. Leider war dieses Feuer offenbar von Menschen verursacht worden und nicht durch Blitzschlag entstanden.
Gestern hatten wir von morgens 5 Uhr bis um 14:20 am Nachmittag keinen Strom. Die Notbatterien waren rasch aufgebraucht, Wasserpumpe und Kühlschrank stillgelegt. Die Stromfirma teilte nach einem Anruf bei der “Power-outage” Hotline mit, dass seit 08:00 eine Crew vor Ort sei und mit den Reparaturarbeiten begonnen habe. Wie lange die Reparatur dauern würde, konnte man nicht sagen. So fuhr ich dann los, um der genauen Ursache auf den Grund zu gehen. Schon an der nächsten Einmündung in die grössere Strasse wurde ich “fündig”:
Die Stromleitungen hingen schief, schienen abgehängt zu sein. Nach einem Blick um die Kurve entdeckte ich die Reparaturfahrzeuge der Stromfirma und auf dem nächsten Strommasten entdeckte ich einen Arbeiter, der an den Isolatoren herumhantierte. Unser Quartier und der weiter nordöstlich gelegene Teil der Ortschaft waren offenbar ohne Strom. Nach einem kurzen Gespräch mit den Arbeitern wurde klar, warum trotz schönem, windstillem Wetter ein Stromausfall entstanden war: Der gefrässige Biber, der schon weitere Bäume entlang der Strasse gefällt hatte, war diesmal offenbar besonders hungrig und hatte eine grosse Aspe / Poppel gefällt, welche dann direkt auf die Stromleitung gefallen war. Nicht sicher, ob der Biber das überlebt hat, doch falls in ein paar Tagen wieder der Strom ausfallen wird, dann fällt/frisst er wohl weiterhin nacheinander alle Bäume entlang dem Fluss (eigentlich frisst er die Bäume ja nicht auf, sondern knabbert an den Blättern, den kleinen Ästen und nagt dann grössere Äste ab, um seinen Biberdamm zu verdichten/zu erweitern). Falls es mir noch gelingt, werde ich ein paar Fotos der abgenagten Bäume machen. So mussten wir kurzerhand unsere Camping-Ausrüstung mobilisieren, um einen Morgenkaffee zu brauen und warmes Wasser zu machen. Kein Internet, kein Licht, kein Kühlschrank/Gefrierer, keine Wasserpumpe!
Erst wenn man hier draussen lebt, merkt man, wie wir heutzutage auf solche Annehmlichkeiten angewiesen sind. Die Natur spielt da offenbar schon manchmal etwas “unfair” mit, doch eben: Wilde Tiere sind hier draussen genau so oft anzutreffen, wie die wenigen Menschen. Natur pur!
Unser Waldbord ist nun gerodet und wieder auf ein neues Jahr Wildnis vorbereitet. Der Buschwald ist etwas zurückgedrängt und die abgebrochenen Aspen/Poppels lieferten etwas Brennholz für die nächste Saison. Mehr als ein Dutzend Tannenbäume wurden gefällt und immer noch stehen genügend Bäume am Hang, um ihn zu befestigen/zu halten.
Wenn mal wieder ein Regenschauer in der Nähe niedergeht, zeigen sich immer wunderbare Regenbogen.
Die Sonne geht nun früher unter und nach 18:00 wird es bereits langsam dunkel. Ein letzter Regenbogen bevor die Sonne untergeht!
Nun ist unser diesjähriger Aufenthalt bald zu Ende und die Koffer sind bereits zur Hälfte gepackt. Schon bald heisst es “Winterzeit einrichten” und das Haus “stilllegen”.
Nun setzt die Regenzeit ein – “endlich” würden die Kanadier sagen. Das kalte Nass wird dringend benötigt, denn auch hier macht sich der Klimawandel bemerkbar. Gemäss Aussagen der Behörden von British Columbia war dies die schlimmste Waldbrand-Saison seit Beginn der Aufzeichnungen (sowohl bezüglich der Anzahl Brände, der dabei vernichteten Fläche, welche abbrannte, als auch der dadurch entstandenen Schäden – rund 190 Gebäude wurden alleine im Raum Kelowna vernichtet, davon zwei grössere Hotel-Ressorts).
Hier bei uns ist alles sehr trocken, auf den Wiesen wuchs in den letzten 4-5 Wochen fast kein Gras mehr und die Bauern haben ihre Kühe aus den offenen Weideflächen in den Wäldern zurückgeholt. Im Oktober beginnt jetzt dann die Jagdsaison und auch die Wildtiere haben sich bereits versteckt/zurückgezogen. Seit 2 Wochen haben wir weder Bären noch Rehe bei uns gesehen.
Die Blätter fallen von den Bäumen und die gelbe Pracht liegt braun am Boden und beginnt den natürlichen Verfaulungsprozess, um im nächsten Frühjahr wieder Nahrung für die jungen Bäume zu liefern.
Unser Ofen wird fast jeden Tag in Betrieb genommen und die Temperaturen sind schon gerne einmal gegen den Gefrierpunkt. Noch ist kein Schnee gefallen und der Boden ist weich und nass. Die Strassen werden zu glitschigen Dreckschleudern und unser Auto hat bereits den typischen “Cariboo-Anstrich” (bis zu den Türgriffen hinauf braun, das Nummernschild nicht mehr lesbar). Zusammen mit den feuchten Blättern auf der Fahrbahn und den ständig zu schnell fahrenden lokalen Bewohnern gibt es dann gerne so manche “Landung im Strassenbord” oder auf dem Dach.
Die Stämme der Aussenwände konnten wir dank ein paar Tagen mit trockenem Wetter fertig streichen und nun sind die Log’s für den Winter geschützt.
Die oberen Stämme werden eher selten nass und der Imprägnierungsschutz hält noch ein paar Jahre. Nun muss noch die Umgebung fertig zurückgeschnitten werden und dann haben wir die Ziele für den diesjährigen Aufenthalt erreicht und werden wieder zurückreisen.
Zwischendurch gibt es tolle Wettersituation und die Regenbogen scheinen riesig gross und farbig zu leuchten, obwohl es schon bald Nacht wird.
Nun werden die Tage rasch kürzer, denn wir befinden uns hier ungefähr auf der Höhe von Hannover in Norddeutschland, also ein Stück nördlicher als die Schweiz.
Schon bald heisst es also wieder “Koffer packen” !
Es wird langsam Herbst hier und die Bäume tauschen rasch ihre grünen Blätter gegen gelbe, rote und braune um. Ein herrlicher Anblick, doch noch etwas verfrüht für die Herbstsaison. Die kalten Nächte lassen die Natur ihr Blätterkleid früher tauschen, als in anderen Jahren. Dabei ist es noch nicht einmal Mitte September.
Der Herbstwald zieht auch verschiedene Tiere an, welche nun versuchen, die Früchte des späten Sommers zu ernten. Die Kühe beissen die letzten saftigen Gräser ab und suchen nun vermehrt im tiefen Wald nach weiteren essbaren Pflanzen. Die gelben Haselstauden versprechen Nüsse und Mutter Bär mit ihren 3 Kindern ist wieder aufgetaucht.
Während Mama Bär (hier nicht sichtbar) nach essbaren Pflanzen sucht, tummeln sich diese beiden kleinen Bärlein in der Wiese, rollen umher und putzen sich das Fell. Doch so schnell wie sie erschienen waren, sind sie auch wieder verschwunden. Zwei-drei Fotos und schon sind sie wieder weg!
Doch schon am nächsten Tag tauchten sie wieder auf, diesmal unmittelbar bei unserem Haus. Aber wir wurden auf sie aufmerksam. weil es schauerlich vor der Haustüre bellte oder vielmehr laut schrie. Die ganze Bärenfamilie war nur wenige Meter von uns entfernt.
Mama mit 2 Jungen erschien zuerst und sie schleckte mit der Zunge über einen der kleinen Bären. Das dritte Junge erschien etwas später, doch weshalb die kleinen Bärlein geschrien hatten, wurde uns erst am nächsten Tag klar.
Hier sind alle 4 Bären zu sehen (ein Kleines versteckt sich gerade hinter einem Busch, Mama Bär ist zuvorderst. So schnell wie sie gekommen waren, verschwanden sie wieder im Unterholz unseres Grundstücks.
Als ich am nächsten Morgen begann, Büsche und Bäume entlang des Weges, den die Bären beschritten hatten, zu roden, entdeckte ich ein völlig zerstörtes Wespennest, das vorher so gross wie ein Fussball gewesen sein musste. Nun wurde uns klar, was geschehen war: Die kleinen Bären hatten das Wespennest entdeckt und hatten es offenbar zerschlagen/zerstört, worauf sie von den Wespen natürlich angegriffen und auch gestochen wurden. Nun ergaben die Schrei vom Vortag und das Lecken der Mutter auch einen Zusammenhang und machten so durchaus Sinn. Wir hoffen, dass diese Lektion für die kleinen Bären lehrreich war und sie sich in Zukunft merken, dass man mit einem Wespennest nicht spielen kann und dass dort kein Honig zu holen ist.
Nun sind wir gespannt, wann diese Bärenfamilie wieder auftauchen wird, denn reife Haselnüsse haben sie offenbar noch keine gefunden. Auch beim Spazerigang über unser Grundstück haben wir nicht viele Haselstauden mit Nüssen entdeckt. Offenbar war die Befruchtung im Frühjahr nicht besonders erfolgreich und der trockene Sommer hat den Pflanzen ausserdem zugesetzt, sodass die Nüsse nur spärlich gewachsen sind.
Nun ist auch die Frontseite des Hauses fertig abgeschliffen und neu gestrichen. Hoffen wir, dass der neue Anstrich ein paar Jahre hinhält und das Zedernholz gut vor der intensiven Sonneneinstrahlung schützt. Nun sind noch ein paar Balken an der Seitenwand zu bearbeiten, dann sind die Wände aussen fertig renoviert. Noch bleiben uns ein paar Wochen, um auch diese Arbeiten zu erledigen.
Solange das Wetter trocken und warm bleibt, sollten sich diese Aufgaben problemlos noch abschliessen lassen. Packen wir auch diese Aufgabe noch an.
Nun sind wir endlich wieder hier und geniessen die kanadische Wildnis – im wahrsten Sinne des Wortes. Seit unserem letzten Aufenthalt hat die Natur sich einiges zurückerobert und sich bis vor die Haustüre ausgebreitet. Man fühlt sich wie in einem Dschungel-Camp!
Die kleinen Tannenbäume und Föhren, welche wir das letzte Mal mit ca. 30-50 cm Höhe fotografiert hatten, sind in der Zwischenzeit 100-160 cm hoch und ich könnte mich schon bald als Christbaumverkäufer betätigen.
Die Föhre (etwas rechts der Bildmitte, mit mehreren Spitzen) wurde von unserem Sohn als 30 cm hohe Pflanze aus der Schule mitgebracht. Nun ist sie knapp 6-7 m hoch. Die Tannenbäume auf diesem Bild sind mehrheitlich in Christbaumgrösse oder schon zu gross für’s Wohnzimmer.
Im Gegensatz dazu haben die meisten Aspen (oder “Poppels” wie sie hier genannt werden) ihre Krone oder die ganze obere Hälfte des Stammes verloren. Diese Bäume sind zwischen 40-60 Jahre alt und haben ihr Lebensende erreicht. Im nächsten Sturmwind werden sie abbrechen und dann rasch vermodern (als Brennholz ungeeignet). Es ist nur zu hoffen, dass sie nicht auf die Elektroleitung oder unser Haus fallen werden – alles unberechenbare Faktoren (ausser man würde sie gezielt fällen – aber das ist bei diesem Dschungel nur während der Winterzeit möglich, da die Gebüsche mit ihrem Blätterwerk zu dicht sind).
Auch die Wiese (oder besser die bis zu 50 cm hohen Grasbüschel, Wildgräser und Sträucher) haben die Auffahrt überwuchert. Zum Glück gibt es hier einen “Fädelimäher”, mit dem man dieser Dinge einigermassen rasch Herr werden kann. Also ist klar, was ich in den nächsten Tagen/Wochen zu erledigen habe ;-(
Auch im Haus gibt es zahlreiche Arbeiten zu erledigen:
Die Arbeit wird uns also in den nächsten Wochen nicht ausgehen.
Hier ein Sortiment unserer Christbäume – falls jemand Interesse dafür hat, einfach melden.
Sobald wir einigermassen mit den Arbeiten nach sind, werden wir wieder einen Blog-Eintrag schreiben und Bilder zeigen.
Also mit Vollgas in den Dschungel und aufräumen.
P.S. Flug und Reise hierher verliefen soweit problemlos (eine Stunde Verspätung beim Abflug, anfangs keine elektronische Reisegenehmigung, über 100 Minuten Wartezeit bei der Autovermietung, Rauch von Waldbränden während 2 Stunden Fahrzeit von Vancouver, ….). Alles vernachlässigbare Details, wenn einer eine Reise tut.
Sicher haben sich viele von Euch gewundert, dass wir auf unserem Blog nichts mehr publiziert haben. Nun ja, die Pandemie blockiert uns seit dem Frühling 2020 und wir können derzeit nicht mehr in Kanada einreisen.
Somit ist auch unser Projekt im Moment gestoppt. Es geht gar nichts mehr, ausser, dass wir natürlich weiterhin Steuern in Kanada zahlen müssen, und so weiter…..
Wann wir wieder zu unserem Haus reisen können, wissen wir nicht und wir haben wenig Hoffnung, dass dies im 2021 noch passieren wird.
Also warten wir und trinken Tee.
Wenn wieder “Bewegung” in die Angelegenheit kommt, lassen wir von uns hören. Bis dann wünschen wir Euch allen eine gute Zeit und bleibt gesund!
Also das Wetter ist in den letzten nich wirklich besser geworden. Tägliche Regengüsse erschweren die Arbeiten im Freien oder man wird mal wieder nass. Bei knapp 15° C ist das nicht wirklich eine Erholung, man holt sich da eher einen Schnupfen im Sommer. Aber wenigstens keine Waldbrände!
Die Fassade an der Garage ist nun fertig installiert.
Das Holz ist wieder aufgeschichtet und für den Winter verpackt.
Somit fehlt nun nur noch die Verkleidung am Tor. Die Elemente sind bestellt, aber die Lieferung dauert (wie nicht anders zu erwarten) 1-2 Wochen. Vielleicht kriegen wir das aber doch noch rechtzeitig hin.
Das lässt mir Zeit, um ander Modelleisenbahn weiter zu arbeiten. Die Landschaft ist fast fertig gestaltet und ich bin nun mit der Einfärbung der Oberflächen, Felspartien und Gewässer beschäftigt.
Auch eine erste Abbildung der Naturgegebenheiten habe ich ausprobiert und das Gelände noch ein wenig farbiger gestaltet.
In den nächsten Tagen folgt nun ein Versuch zur Einschotterung der Geleise. Ich werde verschiedene Methoden ausprobieren und dann schauen, was sich am besten bewährt (Bild folgt).
Auch in unserer Umgebung gibt es immer mal wieder Neuerungen.
Die Westseite des Hauses sieht nun mit dem heranwachsenden Tannen recht ansprechend aus. Die Gestrüppe und Büsche sind zurückgestutzt und vor allem Himbeeren gedeihen nun herrlich. Mal schauen, ob es dieses Jahr wieder eine erfolgreiche Ernte gibt.
Auch den Tieren gefällt unsere Umgebung. Der junge Rehbock hat sich auf jeden Fall wohl gefühlt und von allem ein wenig probiert. Da ein paar Blätter genascht, dort ein paar junge Pflanzen angeknabbert.
Er liess sich durch meine Anwesenheit auf der Terrasse nicht gross beirren und wanderte von einem Leckerbissen zum nächsten. Wohl bekomms!
Heute früh haben wir dann auch ein einzigartiges Exemplar von einem Nachtfalter an unserem Fenster gefunden.
Der Falter hing ganz ruhig ander Wand und ist etwa Hand-gross, also ca. 15-18 cm breit. Ein solch grosses Exemplar habe ich noch nie gesehen. Eine Fledermaus kann sich an diesem Exemplar problemlos überessen.
Die Blumen gedeihen auf dem ganzen Grundstück prächtig. Es ist eine riesige Blumenwiese mit Margeriten (Leucanthemum), Weidenröschen (Epilobium), rote Akalei (Aquilegia), gelbem Türkenbund (Lilium martagon). Einzig die Echinacea-Blume habe noch nicht gesehen. Eine Zusammenstellung unserer Blumen findet ihr hier abgebildet.
Die Temperaturen sind etwas gestiegen, sodass wir wenigstens nicht mehr heizen müssen.
Willkommen im kanadischen Sommer 🙂
Immer wieder dürfen wir besondere Besucher auf unserem Grundstück willkommen heissen. Vor kurzem kam ein alter Bekannter vorbei, liess sich aber leider nur von hinten ablichten.
Der wohlgenährte braune Schwarzbär wurde wohl durch die in der Nähe weilenden Kühe in seiner Verpflegungspause gestört. Und so konnten wir beobachten, wie er sich trotz Grösse und Gewicht (er wiegt sicher um die 100 kg) zügig und wendig unsere Zufahrtsstrasse hinunter bewegt, mit Eleganz und Geschmeidigkeit durch den Stacheldrahtzaun glitt, sich auf der Strasse noch kurz umdrehte und gemächlich davon trottete. Beeindruckend, ein stolzes Bärentier!
Die kleinen Gäste am Zuckerwasser-Esstisch können recht laut werden und ein spezielles Zwitschern erfüllt dann die Luft. Wenn wir auf der Terrasse essen, ist es immer gefährlich, nicht mit den kleinen, rasanten Tieffliegern zusammen zu stossen. Aufgrund des grossen Flatter-Aufkommens sahen wir uns gezwungen, den grossen Zuckerwasser-Feeder aufzuhängen.
Dieser Behälter hat 6 Sitzplätze, aber offenbar ebenso viele Schwebeplätze. Oft ist ein wildes Gepiepse zu hören, wenn sie sich um die freien Plätze balgen, flattern und sich gegenseitig vom Feeder wegjagen. Dann gibt es eine wilde Verfolgungsjagd ums Haus herum. Doch 6 Sekunden später flattern sie schon wieder neben dem Feeder. Das ganze Geflatter scheint aber auch ein Spiel zu sein. Offenbar machen diese Spielereien auch durstig und wir sind bereits bei ca. 7 dl Zuckerwasser pro Tag angelangt, Tendenz steigend. Da ist auch der grosse Behälter nach 2 Tagen schon wieder leer. Zur Stillung dieses Heisshungers müssten wohl hunderte von Blumen in der Nähe blühen, um den Süsswarenbedarf decken zu können! Es ist wie am Zuckerwatte-Stand bei der Chilbi – ein reges Treiben von früh bis Einnachten.
Die Rehkuh, welche mit ihrem neugeborenen Kitz vor ein paar Tagen vorbeispaziert ist, scheint sich mit ihrem Nachwuchs ganz in der Nähe (innerhalb unserer Umzäunung) niedergelassen zu haben, sodass das Kitz nicht von den durch die Büsche streifenden Kühen aufgescheucht oder zertrampelt wird. Die Mutter selber spaziert beinahe jeden Tag irgendwo über das Grundstück und knabbert genüsslich an den frischen Blättern der Lachsbeeren, schnappt sich ein paar junge Triebe der Weidenröschen (siehe Bild) oder verspeisst gemütlich ein paar zarte Himbeerblätter.
Leider hat sie bisher das junge Rehkitz noch nicht mitgebracht, doch in ein paar Tagen wird das sicher bald seiner Mutter auf Schritt und Tritt folgen. Wir müssen jeden Tag vorsichtig sein, wenn wir raus gehen, damit wir die beiden nicht erschrecken. Häufig ist die Reh-Mutter nur knapp 10 m von mir entfernt und eigentlich recht zutraulich, aber immer noch misstrauisch. Da klappt sie schon mal die Ohren ganz nach hinten, um auch unerwartete Geräusche hinter sich wahrnehmen zu können. Natur pur!
Die Landschaftsgestaltung der Modelleisenbahn nimmt langsam tolle Formen an. Tunnels und Steigungen werden modelliert, der See ist langsam am Entstehen und schon bald fehlt nur noch das Wasser darin. Die Modelliermasse erlaubt einfache und effiziente Gestaltung und ist nach 2-3 Tagen bereits trocken und ausgehärtet. Nun sind noch ein paar Berge, sanfte Steigungen und Übergänge fertig zu gestalten. Danach geht es an die farblichen Aspekte, die Wiesen und Wälder, die Häuser und Bahngebäude. Nachdem das Farbset nun eingetroffen ist, wird auch dieser Tätigkeit wohl nicht mehr viel im Wege stehen.
Auch im Grossen hege und pflege ich unsere Umgebung, um der Wildnis “die notwendige Pflege” zukommen zu lassen. Da müssen schon ein paar unartige Pflanzen weggeschnitten werden, ein paar Lachsbeeren-Stauden gekürzt oder einige Disteln umgelegt werden. Dazwischen gedeihen unsere Tannenbäume nun prächtig und in 2-3 Jahren werden wir problemlos den lokalen Christbaum-Markt beliefern können. Leider ist hier draussen die Nachfrage relativ gering – wir sind ja schliesslich am Ende der Welt und jeder hier hat seine eigenen paar Aren Grundstücksfläche mit Tannenbäumen. Vielleicht lässt sich damit also doch kein Geld verdienen 🙁
Nach den heutigen Regengüssen scheint nun wieder die Sonne, also höchste Zeit, draussen nach dem Rechten zu sehen – schnipp, schnapp…
Ein imposanter Blick aus 11’000 m Höhe auf Grönland – mit all dem schmelzenden Eis. Die Welt unter uns war mehrmals aus solch herrlicher Perspektive zu sehen.
Und nun sind wir also wieder in unserer wunderbaren kanadischen Wildnis angelangt. Tiere besuchen uns fast täglich. Die Natur spriesst und wächst und ich muss ab und zu wieder zur Säge oder Rebschere greifen, um dem Wachstum ums Haus etwas Einhalt zu gebieten. Die Christbäume vor der Haustüre gedeihen prächtig und haben neue grüne Spitzen gemacht.
Und da ist auch schon wieder der erste Bär.
Ein prächtiges Exemplar von einem braunen Schwarzbär (= Cinnamon-Bear) wälzt sich in der blühenden Löwenzahnwiese neben dem Wohnwagen, zieht knurrend eine Runde um denselben und verschwindet im Gebüsch. Die ganze Aktion dauert wenige Minuten und schon ist er aus unserem Gesichtsfeld verschwunden.
Kaum schaut man auf, wird man von den kleinen, tollen Vögelchen umschwirrt, die durch ihren Tanz in der Luft auf das fehlende Zuckerwasser aufmerksam machen: Die Kolibri sind auch schon wieder da und begehren ihren süssen Trank. Waren es anfangs zwei dieser Hummingbirds (die brauchen ca. 3 Tage um einen Zuckerwasserbehälter zu leeren), so sind es in der Zwischenzeit bereits deren 6-7 und 5 dl Zuckerwasser sind innert 24 Stunden verschwunden. Also heisst es: Zuckerwasser bereitstellen, Wasser abkochen, mischen und abfüllen.
Beim Aufräumen ums Haus bin ich dann dem Nest der kleinen Vögelchen offenbar etwas zu nahe gekommen. Die Kolibri mögen das gar nicht und begannen mich mit wilden Flattern und lautem Zwitschern zu attakieren. Kaum zu glauben, wie einem diese kleinen Vögel mit ihrem Verhalten einschüchtern können!
Da in den letzten Tagen Regenwetter angesagt war, habe ich gewisse Aktivitäten ins Haus verlegt. Die Modelleisenbahn wurde aus dem Winterschlaf geweckt und hat sich über die kalte Jahreszeit gut bewährt. Keine verzogenen Schienen oder aufgeplatzten Gebirge. Nun wurde die Landschaft weiter gestaltet, die Tunnels aufgebaut und der Schienenunterbau geplant.
Die ganze Anlage wurde nochmals um einen halben Meter nach vorne verschoben, damit wir noch die schützenden Vorhänge montieren konnten.
Nach ein paar Testfahrten mit den mitgebrachten Wagen und Lokomotiven zeigen sich auch gewisse Schwierigkeiten und Probleme in der Anlage: Die Kuvenradien sind teilweise für die langen US-Modelle zu eng. Die Fahrgestelle der Wagen werden dabei an Weichen aus der Schienenführung gedrückt und der Zug entgleist. Diese Problematik ist wohl kaum zu korrgieren und die “überlangen” Wagen müssen wohl in der Schachtel bleiben oder als Exponate ohne Fahrfunktion aufs Abstellgeleise. Auch die Tunnels sind höhenmässig zu knapp bemessen, die Öffnungen müssen vergrössert werden. Also müssen die Berge “angehoben” und die Steigungen angepasst werden; kein einfaches Unternehmen, doch am Ende klappte alles und die Container-Wagen verschwinden mit knapp 2 mm Freiraum im Tunnel.
Das Leben hier ist spannend, das Wetter abwechslungsreich und überraschend (raus, rein, Regenjacke an, ab,..) und die Tiere statten uns immer mal wieder einen Besuch ab, sei es nun das Steifenhörnchen, das genüsslich vor unserem Fenster eine Löwenzahnblüte verspeist oder Mama Reh, die mit ihrem Neugeborenen auf der Strasse vor dem Haus die ersten Gehversuche unternimmt (das Rehkitz ist kaum ein-zwei Tage alt). Langsam spazieren sie zusammen die Waldstrasse entlang, Mama voraus um den Weg zu sichern, das kleine stolpern und hoppelnd hinterher. Warum muss der Löwenzahn dieses Jahr nur so hoch gewachsen sein…
Es wird still, die Tiere verschwinden im schützenden Wald, das Vogelgezwitscher verstummt. Die Nacht bricht herein, Zeit zum Schlafen (für die einen), Beginn der Jagd für die anderen. Eine Fledermaus gleitet lautlos vor dem Fenster vorbei und schnappt sich noch die letzten Mücken und Insekten, die über der Terrasse tanzen.
Gute Nacht, bis zum nächsten Mal.
Wenn man so am Basteln ist, vergeht die Zeit wie im Flug – oder in meinem Fall wie im Zug.
Die Modellanlage ist zuerst mit Styrofoam vormodelliert worden:
Damit kann ich die Berge und Landschaftselemente simulieren, die Steigungen der Strecken planen und die Schienen entsprechend bereitlegen, sowie die Nivellierungen prüfen. Oft fehlen nur ein paar wenige Millimeter, damit die Loks oder Wagen nicht mit den Kupplungshaken anstossen, oder die seitliche Neigung unpassend ist und die Wagen kippen.
Mit einer speziellen Modellier-Masse, welche ich einfach nach Mengenbedarf mit Wasser anmischen kann, wird dann die Landschaft über diese Styrofoam-Berge modelliert. Das Resultat ist eine recht harte, aber extrem leichte Oberfläche, die dann weiter mit Messer oder Bohrer bearbeitet werden kann.
Das Zwischenresultat sieht dann ungefähr so aus:
Mit selber geschnitzten Spachteln wird diese Masse über die Styrofoam-Landschaft aufgetragen und damit werden dann die Konturen und Geländeelemente besser sichtbar (z.B. entlang den Schienen oder an den Hängen der Steigungen). Am Ende müssen dann noch spezielle Elemente (z.B. ein kleiner Bergsee, eine Brücke über den [noch nicht existenten Flusslauf]) geformt werden. Geländeformen und -konturen sind auf diese Weise nun bereits vorgegeben und können mit Farbe oder Gras-/Wiesenmatten überdeckt werden.
Fast alle Modelliermasse ist aufgebraucht und das Endresultat sieht nun etwa so aus:
Von den “blauen Bergen” ist fast nichts mehr sichtbar. Die erste Lok kann nun bereits durch den Canyon und über die Steigung zur Brücke hoch fahren.
Nun wird die Arbeit an der Anlage vorerst ruhen.
Das wechselhafte Wetter zwingt uns, Fahrweise und Laufweise in den sogenannten “Eisgang” zu verlegen. Die ganze Landschaft ist mit einer Eisschicht überzogen, die über dem Schnee sogar so dick geworden ist, dass sie einen Menschen tragen kann, ohne dass man einbricht/einsinkt. Für die Waldtiere ist das extrem schwierig, weil sie darauf ausrutschen und sich gerne Muskelzerrungen holen, die dann zu einer langsameren Gangart zwingen, was wiederum die anderen Jäger unter den Tieren freut, denn dann ist die Beute einfacher zu fangen.
Einzig unser Eis-Krebs wird wohl noch eine Weile an Ort und Stelle ausharren müssen, bevor er dann bei warmen Wetter im wahrsten Sinne “davonfliessen” wird.
Launen des Winters 🙂
Ihr fragt Euch sicher, was wir da am Ende der Welt im Winter so alles machen. Die Antwort dazu ist komplex einfach – eigentlich nichts! Wir geniessen die Ruhe im warmen Obergeschoss (dort ist es am wärmsten), backen uns unsere eigenen Pizza’s und kreieren das Kugelbrot.
Eine besondere Köstlichkeit zu Minestrone Suppe, aus dem Rest des Pizza-Teigs gebacken. Wir sind also kulinarisch kreativ und bereiten viele unserer alltäglichen Nahrungsmittel selber frisch zu – soweit das im Winter möglich ist. Bierbrot backen, Salate kreieren (z.B. Baby-Spinatblätter mit Baumnusskernen, getrockneten Cranberries und kleinen Orange-Stückchen, an einer Weinessig-Balsamico-Sauce) und genüssliche Saucen zu unserem Fleisch abschmecken.
Daneben gibt es ganz alltägliche Tätigkeiten wie heizen (unser kleiner Ofen glüht fast, bei -10 Grad draussen, damit wir wenigstens 21 Grad im unteren Geschoss hinkriegen), Holzschleppen (wir verbrauchen derzeit 2-3 Bananenschachteln pro Tag, 1 Schachtel mehr als ursprünglich vorgesehen), Zufahrtsstrasse von der Eisschicht befreien (der gepflügte Weg erweist sich als veritable “Eisbahn”, mit 5-8 cm massivem Eis).
Immerhin haben wir es geschafft, dass sich der Truck (mit rund 3 Tonnen Eigengewicht) auf dem Eis selbstständig an einem Nachmittag um rund 50 cm bergab bewegt hat, mit angezogener Handbremse – versteht sich. Leider haben wir für unser Auto noch keine Schlittschuhe gefunden, aber die wären im Moment passend !
Dazwischen erledigen wir auch die Buchhaltungen unserer Kunden oder spielen etwas Modell-Eisenbahn. Die Anlage ist (nach der Erweiterung um den Brückenteil – links im Bild) und einer Fehlerkorrektur im Bahnhof fast fertig.
Jetzt beginnt die Landschaftsgestaltung (mit Styrofoam fabriziere ich vorgeformte Gebirge, die dann noch mit Spachtelmasse fertig ausgestaltet werden) und die elektrische Verdrahtung (ich bleibe aber Analog, keine digitale Steuerung). Die ersten Wagen sind bereits im Bahnhof parkiert und die Lok kann über die improvisierten Steigungen in die obere Ebene gelangen. So langsam nimmt die Sache Form an.
Ihr seht, es wird uns nicht langweilig hier draussen. Und wenn mal Langeweile aufkommen würde, dann nehmen wir unseren Truck und machen einen tage-langen Ausflug in die Stadt, um wieder Esswaren, Getränke und Treibstoff zu holen. Immerhin sind das rund 170 km über Eisstrassen, mit Elch-Begegnung, überladenen Holzlastwagen (bis zu 70 Tonnen Holz auf rasenden Semi’s, denen man besser nicht in die Quere kommt, weil sie nicht bremsen können) und einer herrlichen Winterlandschaft mit überfrierendem Nebel.
Die einen von uns lesen kiloweise Bücher, wir hören den ganzen Tag Musik (so laut wie wir wollen und keiner reklamiert), surfen mit der limiterten Bandbreite etwas im Internet herum oder schauen uns einen der mitgebrachten Filme an (die Auswahl und Möglichkeiten der lokalen Bibliothek haben wir schon fast ausgeschöpft, ein Grossteil der dort erhältlichen Filme entspricht nicht unseren Vorstellungen).
Abenessen mit Kerzenlicht, gemütliches Ausspannen vor dem Kaminfeuer und kuscheliges Schlafen im “boden-nahen Bett” – schon wieder ist ein Tag vorbei.
Mit all diesen täglichen Herausforderungen bleiben wir auf jeden Fall auch an Ende der Welt fit !
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