Überflug und Umzug

Ein imposanter Blick aus 11’000 m Höhe auf Grönland – mit all dem schmelzenden Eis. Die Welt unter uns war mehrmals aus solch herrlicher Perspektive zu sehen.

Und nun sind wir also wieder in unserer wunderbaren kanadischen Wildnis angelangt. Tiere besuchen uns fast täglich. Die Natur spriesst und wächst und ich muss ab und zu wieder zur Säge oder Rebschere greifen, um dem Wachstum ums Haus etwas Einhalt zu gebieten. Die Christbäume vor der Haustüre gedeihen prächtig und haben neue grüne Spitzen gemacht.

Und da ist auch schon wieder der erste Bär.

Ein prächtiges Exemplar von einem braunen Schwarzbär (= Cinnamon-Bear) wälzt sich in der blühenden Löwenzahnwiese neben dem Wohnwagen, zieht knurrend eine Runde um denselben und verschwindet im Gebüsch. Die ganze Aktion dauert wenige Minuten und schon ist er aus unserem Gesichtsfeld verschwunden.

Kaum schaut man auf, wird man von den kleinen, tollen Vögelchen umschwirrt, die durch ihren Tanz in der Luft auf das fehlende Zuckerwasser aufmerksam machen: Die Kolibri sind auch schon wieder da und begehren ihren süssen Trank. Waren es anfangs zwei dieser Hummingbirds (die brauchen ca. 3 Tage um einen Zuckerwasserbehälter zu leeren), so sind es in der Zwischenzeit bereits deren 6-7 und 5 dl Zuckerwasser sind innert 24 Stunden verschwunden. Also heisst es: Zuckerwasser bereitstellen, Wasser abkochen, mischen und abfüllen.

Beim Aufräumen ums Haus bin ich dann dem Nest der kleinen Vögelchen offenbar etwas zu nahe gekommen. Die Kolibri mögen das gar nicht und begannen mich mit wilden Flattern und lautem Zwitschern zu attakieren. Kaum zu glauben, wie einem diese kleinen Vögel mit ihrem Verhalten einschüchtern können!

Da in den letzten Tagen Regenwetter angesagt war, habe ich gewisse Aktivitäten ins Haus verlegt. Die Modelleisenbahn wurde aus dem Winterschlaf geweckt und hat sich über die kalte Jahreszeit gut bewährt. Keine verzogenen Schienen oder aufgeplatzten Gebirge. Nun wurde die Landschaft weiter gestaltet, die Tunnels aufgebaut und der Schienenunterbau geplant.

Die ganze Anlage wurde nochmals um einen halben Meter nach vorne verschoben, damit wir noch die schützenden Vorhänge montieren konnten.

Nach ein paar Testfahrten mit den mitgebrachten Wagen und Lokomotiven zeigen sich auch gewisse Schwierigkeiten und Probleme in der Anlage: Die Kuvenradien sind teilweise für die langen US-Modelle zu eng. Die Fahrgestelle der Wagen werden dabei an Weichen aus der Schienenführung gedrückt und der Zug entgleist. Diese Problematik ist wohl kaum zu korrgieren und die “überlangen” Wagen müssen wohl in der Schachtel bleiben oder als Exponate ohne Fahrfunktion aufs Abstellgeleise. Auch die Tunnels sind höhenmässig zu knapp bemessen, die Öffnungen müssen vergrössert werden. Also müssen die Berge “angehoben” und die Steigungen angepasst werden; kein einfaches Unternehmen, doch am Ende klappte alles und die Container-Wagen verschwinden mit knapp 2 mm Freiraum im Tunnel.

Das Leben hier ist spannend, das Wetter abwechslungsreich und überraschend (raus, rein, Regenjacke an, ab,..) und die Tiere statten uns immer mal wieder einen Besuch ab, sei es nun das Steifenhörnchen, das genüsslich vor unserem Fenster eine Löwenzahnblüte verspeist oder Mama Reh, die mit ihrem Neugeborenen auf der Strasse vor dem Haus die ersten Gehversuche unternimmt (das Rehkitz ist kaum ein-zwei Tage alt). Langsam spazieren sie zusammen die Waldstrasse entlang, Mama voraus um den Weg zu sichern, das kleine stolpern und hoppelnd hinterher. Warum muss der Löwenzahn dieses Jahr nur so hoch gewachsen sein…

Es wird still, die Tiere verschwinden im schützenden Wald, das Vogelgezwitscher verstummt. Die Nacht bricht herein, Zeit zum Schlafen (für die einen), Beginn der Jagd für die anderen. Eine Fledermaus gleitet lautlos vor dem Fenster vorbei und schnappt sich noch die letzten Mücken und Insekten, die über der Terrasse tanzen.

Gute Nacht, bis zum nächsten Mal.

 

 

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