Heute Dienstag, 11.07.17 hat sich die Lage betreffend den Waldbränden etwas stabilisiert. Gestern Abend wurde es relativ kalt und ein paar wenige Tropfen Regen (ca. 1.5 mm) sind gefallen. Über Nacht sanken die Temperaturen auf 4.3 Grad.
Diese Situation half, dass sich die Feuer nicht weiter gross ausdehnen konnten. Durch riesige Schneisen von ca. 200 m Breite werden Korridore in die Landschaft gelegt (mit Bulldozern, die im 24-h Schichtbetrieb arbeiten), damit die Feuer gestoppt werden können. Alles an der Oberfläche, was brennen kann wird entfernt, bis nur noch der blanke Erdboden sichtbar ist. Entlang dieser Korridore können dann auch Feuerwehren aufmarschieren und ein überspringen des Feuers auf die andere Seite aufhalten/verzögern.
Heute Mittag sah es von unserer Terrasse aus etwa so aus:
Ein Dunstschleier liegt über der Landschaft. Wo man normalerweise die Black Creek Montains sieht (ca. 14 km von uns entfernt), ist nur eine Dunst-Rauchwand sichtbar. Heute Abend um 20:00 sah es dann so aus:
Leider hat sich die Anzahl der grossen Feuer nicht vermindert, sondern vergrössert. Mehrere Feuer zwischen Quesnel, Alexis Creek und Williams Lake haben die Lage nordwestlich von uns verschärft. Unsere Ortschaft ist aber weiterhin nicht betroffen, doch sind wir wie die Mäuse im Käsekeller eingeschlossen und können das Dorf nicht verlassen, ausser wir wollten abreisen und nicht mehr zurückkehren. Gehen, aber nicht zurückkommen ist derzeit die Devise. Doch seit gestern Mittag ist auch ein Rückzug nach Kamloops über die Strasse Nr. 5 (Jasper – Kamloops) nicht mehr möglich. Zwei grosse Feuer in Little Fork (auf der Karte unten rechts mit Chu Chua angegeben) versperren den Weg.
Aktuell sieht die Lage etwa so aus:
Also bleiben wir, wo wir sind. Bis am kommenden Wochenende haben wir noch genügend Verpflegung. Strom und Wasser sind wieder genügend vorhanden und auch eine Internetverbindung ist möglich.
Derzeit sind insgesamt rund 53 Feuer im Bereich des CARIBOO (so heisst diese Gegend von British Columbia) aktiv, welche insgesamt rund die halbe Fläche des Kantons Zürich (also rund 850 km2) verbrennen oder verbrannt haben. Wieviele Gebäude den verschiedenen Feuern schon zum Opfer gefallen sind, ist noch nicht bekannt. Zumindest ein bekanntes Restaurant “Lee’s Corner Café” aus der Zeit des Goldrush von 1897 ist vollständig abgebrannt. Insbesondere die dort beliebte Softeis-Maschine wird bereits von vielen Leuten bedauert/vermisst. Verletzte Personen sind bisher keine zu beklagen. Der Sachschaden wird aber mehrere dutzend Millionen betragen. Ein Nothilfekredit von 100 Mio Canada-Dollar wurde von der Regierung bereits freigegeben, damit die Leute, welche alles verloren haben, wenigstens irgendwie über die Runde kommen.
Ihr seht, wir sind wohlauf und geniessen das “nichts-tun” ausser malen, heuen, schleifen, Mauer bauen, Wohnwagen flicken, etc. etc.
In den nächsten Tagen wird sich die Lage:
a) entschärfen, weil die Feuer unter Kontrolle sein werden und sich die Situation verbessert
b) verschärfen, weil neue Gewitter aufziehen und mit Blitzschlägen neue Feuer entfachen
Ihr seht, es besteht Hoffnung 😉
Tee/Kaffee trinken und warten – Howdy !!