Wer in Canada ein Haus bauen will, braucht viel Geduld, eine grosse Fantasie und viele Ideen. Dass unser Projekt nicht einfach sein würde, haben wir bereits seit ein-zwei Jahren gewusst. Der “Papierkrieg” mit all den Amtsstellen ist erstaunlich umfangreich und kompliziert, teilweise voller Widersprüche und Gegensätze :crazy:
Zuerst gibt es da eine Web-Seite, auf der man seinen Hausbau “anmelden muss” (bei Strafandrohung von bis zu CAD 150’000.-), danach braucht man aber keine Baubewilligung, hingegen eine Abwasserbewilligung (aber nicht zum Anschluss ans nicht existierende öffentliche Abwassernetz, sondern um eine eigene Sickergrube erstellen zu dürfen.
Nun geht die Suche nach einer Wasserquelle los. Es gibt zwar eine unterirdische (teilweise auch oberirdische, schuhtiefe!) Wasserströmung – und somit Wasser in rauhen Mengen – aber das Wasser sei nicht gut/ungeniessbar (sagte man uns). Also muss man nach einer unterirdischen Quelle bohren.
Den Anschluss ans Stromnetz kann man relativ einfach per Telefon erledigen, wobei die Fragestellungen der netten Dame am anderen Ende eher verwirren, als erklärend wirken, und technische Fragen oder “wozu braucht man das” mit einem höflichen “der Ingenieur wird Ihnen das gerne vor Ort erklären” übergangen werden. Also bestellen wir eine 200 AMP Leitung mit 120 V, um von unseren lokalen Schweizer-Freunden danach aufgeklärt zu werden, dass wir 240 V hätten bestellen sollen, weil verschiedene Geräte (z.B. die Wasserpumpe) mit 240 V betrieben werden.
Die Telefonfirma publiziert eine Kunden-Kontaktadresse in allen Web-Seiten und Formularen/Telefonbüchern – doch wenn man auf diese Nummer anruft, heisst es ganz einfach “diese Nummer ist nicht in Betrieb” – alles logisch und kundenfreundlich XX(
Auch die Baupläne, die ich heute dem Ingenieur vorlege, lassen zum Schmunzeln verleiten. “Das sind ganz tolle Planzeichnungen und die Sache schaut stabil aus”, erklärt mir der Statik-Bauingenieur, als ich ihm meine Schweizer Baupläne für das Untergeschoss vorlege. “Aber die Mauern sind für kanadische Anforderungen zu dick und benötigen zuviel Armierungseisen – nehmen Sie eine dünnere Mauer und die Hälfte der Armierungseisen – das wird schon halten” |-|
Naja, andere Länder – andere Sitten
Bis bald mit mehr Abenteuern aus der kanadischen Bau-Wildnis!