Seit meinem letzten Bericht sind zahlreiche intensive Arbeitstage verstrichen. Seit Barbara und Carina abgereist sind, ist das Leben im Trailer ruhiger geworden. Der 2-Mann-Haushalt funktioniert so einigermassen (nach der 80/20 Regel bezüglich Arbeitsverteilung) und die Bauarbeiten schreiten mehr oder wenig geplant voran.
Doch daneben spielt sich auch das Alltagsleben rund um unser Projekt ab. Da lebt das Dorfgeschwätz, die Preise wechseln für den gleichen Artikel innert Wochenfrist um +/- 50% und der Wechselkurs des Canada-Dollar macht mir auch nicht gerade Freude.
Diese Woche ist das Lachs- und Jagd-Fieber in Canada ausgebrochen. Während die Behörden immer noch auf der Suche nach rund 10 Mio. Lachsen sind XX( haben die Feuerwehrleute Unterstützung durch mächtige Regengüsse erhalten. Wenn es regnet, dann ausgiebig, häufig und lange. Des halb existiert vor unserem Trailer zur Zeit der “Very Little Horsefly Lake” (siehe Bild unten)
und auch die Bauerei wird durch solches Wetter schwieriger. Erstens wird man bis auf die Haut nass (nach 4 Stunden Dauerregen wird auch die beste Jacke undicht) und die Temperatur ist auf unangenehme 6-8 Grad abgesunken, alles ist nass und die Heizung in Trailer braucht schlicht zuviel Gas 🙁
Wegen den fehlenden Lachsen: Da werden ausführliche Berichte in den Zeitungen geschrieben (dass das Leben der Lachse nun bald zu Ende sei und dass sie seit dem Verlassen des Meeres und dem Eintritt in den Fraser River bei Vancouver seit 28 Tagen nichts mehr gegessen haben) und deshalb wird den Schülern gleich zu Beginn des neuen Schuljahres (heute Dienstag, 08.09.09) im grossen Schaubecken (unserem Horsefly-Kanal) gezeigt, wie das mit den Lachsen in der Realität ungefähr wäre (da schwimmen 10 Stück rote Sockeye Lachse den ganzen Tag zwischen 2 Barrieren im Fluss rauf und runter und sollten ihren Laich legen -> Bilder im Fotoblog und http://en.wikipedia.org/wiki/Sockeye_salmon ). Aber niemand erklärt uns, wo die 10 Mio. fehlenden Lachse sind und die Fischereigesetze in Canada sind weiterhin die gleichen, wie vor ein paar Jahren >:XX
Unser Auto hat in der Zwischenzeit den typischen Cariboo-Anstrich erhalten (unten braun, oben die Wagenfarbe), an dem man in British Columbia alle Leute aus dem Cariboo erkennen kann.
Und da ist das Leben der wilden Tiere, das uns immer wieder auf’s Neue überrascht. Am Samstag konnten wir ausnahmsweise ausschlafen, doch wurden wir bereits um 06:30 durch lautes Muhen vor dem Trailer geweckt. Da waren wieder mal die doofen Rindviecher, die uns schon auf die Treppe gesch…. haben und immer wieder quer durch unser Grundstück laufen, alles niedertrampeln und sich auch nachts lautstark bemerkbar machen (warum schlafen diese Tiere eigentlich nie???) und dann läuft so ein Vieh doch noch in die Sonnenstoren rein und rüttelt den ganzen Trailer durch.
Da jagen Hunde wie wild hinter den Streifenhörnchen her und unser Sohn Fabio zieht immer wieder die Eichhörnchen auf und lässt sie surren (wie diese kleinen Plastiktiere auf dem Jahrmarkt – sriiii sriii srii sri). Natürlich kann man dann rasch den Kopf in die Richtung drehen, aus der das Geräsuch gekommen ist und feststellen, dass Fabio nichts mit den Eichhörnchen gemacht hat, sondern dass diese einfach ein so lustiges Geräusch machen, als hätte jemand ein solches Plastiktierchen aufgezogen, weshalb ich dann immer Fabio zurufe, er solle endlich aufhören, die Eichhörnchen aufzuziehen und rattern zu lassen.
Nun, der Schwarzbär ist zwar bei unseren Nachbarn vorbeigekommen, aber wir haben ihn noch nicht gesehen.
A propos Bären:
Am 10. September beginnt nun hier in B.C. die Jagdsaison und gewisse Leute spinnen jetzt schon XX(
Da werden ATV’s bereitgemacht und mit Wasser und Verpflegung beladen, Gewehre bereitgemacht, Munition eingekauft und riesige Mengen von Tieren werden auf die verschiedendste Art zu Notvorrat umgewandelt. Übrigens: Verkaufen darf man nichts und jede Hunting-License berechtigt nur für den Abschuss einer bestimmten Menge + Art von Wildtieren. Die einen dürfen Rehe und Hirsche jagen, die einen Schwarzbären und wieder andere Elche oder Hasen. Auf jeden Fall: Geballert wird viel und oft und gemäss unbestätigten Aussagen wären da zwischendurch auch mal Kälber oder Kühe drunter (unsere Muh-Viecher sind auf jeden Fall seit heute morgen verschwunden – nur noch eine einzelne Kuh war heute unterwegs).
Ach ja, die einen jagen auch mit der Armbrust und wiederum andere mit Pfeil und Bogen. Die Pfeile sind dabei so scharf und gefährlich, dass man damit jedem Schweizer Tell das Fürchten beibringen könnte: Die Tiere werden bei einem solchen Schuss regelrecht zerteilt (noch nicht ganz portionenweise, aber zumindest das Häuten wird einfacher :'(
“Weidmanns Heil” und wild ist der Westen auch heute noch :>